Rückblick auf die DRV Brasilien-Tour 2015
Wenn sich am 19. November in Heidelberg und am 26. November in Leipzig die beiden Rugby-Nationalmannschaften Deutschlands und Brasiliens gegenüber stehen, werden beide Länder erst zum dritten bzw. vierten Mal in der langen Rugby-Länderspielgeschichte aufeinandertreffen. Im Fußball sind diese Aufeinandertreffen ein echter Klassiker und auch im Rugby sind die Begegnungen beider Teams auf dem besten Wege zu einem festen Bestandteil im internationalen Kalender zu werden.
Historische Länderspielreise nach Blumenau und Sao Paulo
Für die DRV XV bedeutete die Reise nach Brasilien in gewisser Hinsicht eine Fahrt ins Ungewisse, stand in der 1850 von deutschen Einwanderern gegründeten Stadt Blumenau doch das erste Aufeinandertreffen in der Geschichte der beiden Rugbyverbände auf dem Programm.
Dass es überhaupt zu dieser Tour kam, war auch den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro zu verdanken. „Aufgrund der Olympischen Spiele 2016 und der damit einhergehenden besseren Förderung des Rugbys in Brasilien, hat sich auch die brasilianische 15er Nationalmannschaft in den vergangenen Jahren weiterentwickelt. Für den Deutschen Rugby-Verband war die Tour darüber hinaus von unschätzbarem Wert – nicht nur aus sportlicher, sondern auch aus sportpolitischer Sicht. Die Intention von World Rugby, beide aufstrebenden Nationen in ihrer Entwicklung zu unterstützen, war der Ursprung dieses Vergleichs, weshalb die komplette Tour vom Weltverband World Rugby sowie dem Brasilianischen Rugby-Verband großzügig bezuschusst wurde“ so Nationaltrainer Kobus Potgieter.
Zwei Weltranglistenspiele vor beeindruckender Kulisse
Vor einer Kulisse von rund 4000 Zuschauern gestaltete sich das erste von zweien Weltranglistenspielen jedoch schwieriger als erwartet. Besonders gegen Mitte der zweiten Halbzeit merkte man dem deutschen Team, für das mit Robert Lehmann, Rupert Cowan, Tomas van Gelderen, Ollie Paine, Eric Marks, Pascal Fischer, Jaco Otto und Jarrid Els 8 Debütanten aufliefen, die lange Anreise und die veränderten klimatischen Bedingungen an. Vor allem in der Verteidigung verdienten sich die deutschen Spieler jedoch Bestnoten. Sie gestatten den Brasilianern lediglich vier erfolgreiche Straftritte und hielten die Gastgeber das ganze Spiel über vom eigenen Malfeld fern. Lohn der Mühen: ein verdienter 29:12 (12:9) Sieg, durch den Deutschland in der Weltrangliste von World Rugby um drei Plätze auf Position 27 klettern konnte.
Das zweite Spiel um Weltranglistenpunkte wurde zum Abschluss der Brasilientour am darauffolgenden Wochenende in Sao Paulo ausgetragen. Nach dem hart umkämpften Sieg in Blumenau, steigerte sich die DRV XV im zweiten Aufeinandertreffen mit den Südamerikanern nochmals und gewann mit 31:7 (13:7) im 37.952 Zuschauer fassenden Fußball-WM-Stadion Estadio do Pacaembu von Sao Paulo. Dank eines Sieges mit mehr als 15 Punkten Differenz schob sich Deutschland am damaligen EM-Gegner und direkten Konkurrenten um den Klassenerhalt Portugal um einen Platz in der Weltrangliste auf Position 26 vorbei.
Das sportliche Fazit von Nationaltrainer Kobus Potgieter fiel entsprechend positiv aus: „Die beiden Länderspiele waren eine wichtige Erfahrung für unser Team. Sich gegen kampfstarke Brasilianer in Stadien mit emotionalen, südamerikanischen Fans durchzusetzen, die sich sicherlich ein anderes Ergebnis gewünscht haben als bei der Fußball-WM, war eine unglaublich wertvolle Erfahrung für uns“.
Brasilien Tour als Grundstein für den Klassenerhalt in der Rugby Europe Championship
Bereits im Vorfeld der Tour war sich DRV Manager und Ex-Frankreichprofi Robert Mohr sicher, dass die Länderspielreise nach Brasilien, speziell im Hinblick auf die folgenden EM-Spiele um den Klassenerhalt, von unschätzbar hohen Wert sein wird. „So eine Tour ist für die Spieler ungemein wichtig, um als Team noch näher zusammenzurücken und genau diesen Zusammenhalt benötigen wir in den entscheidenden Spielen nächstes Jahr“, äußerte sich Mohr damals über die Hintergründe der Tour – und er sollte Recht behalten. Dank eines 50:27 Heimsieges in Hannover gegen den unmittelbaren Konkurrenten Portugal und einem 17:17 Unentschieden gegen Spanien vor 6200 frenetischen Zuschauern in Köln, gelang der DRV XV das große Ziel zu erreichen: der historische Klassenerhalt in der Rugby Europe Championship.