REC: Spielvorschau Deutschland vs. Spanien
Am 20. März 2010, also fast auf den Tag genau vor 6 Jahren, standen sich in Heidelberg Deutschland und Spanien schon einmal in einer Begegnung der europäischen Eliteliga ENC 1A gegenüber – mit ähnlichen Vorzeichen. Damals wie am Samstag kämpfte Deutschland um den Klassenerhalt und fokussierte sich, damals noch ohne Bonuspunktsystem, einzig und allein auf das alles entscheidende Spiel gegen Spanien, die bis zum letzten Spieltag nur die DRV XV mit 22:11 bezwingen konnten. Doch auch in Heidelberg konnte die DRV XV keinen Sieg landen und stieg nach einer knappen 17:21 Niederlage nach nur einer Saison im ENC 1A wieder ab.
Die DRV XV im Aufwind
Im Gegensatz zum letzten Gastspiel im ENC 1A kann die deutsche Nationalmannschaft mit viel Selbstvertrauen in die Partie gehen. Zwar sind die Spanier nicht mehr der unmittelbare Konkurrent um den Klassenerhalt, doch gelang der Mannschaft von Nationaltrainer Kobus Potgieter in dieser Saison der erste Sieg der Historie im europäischen Oberhaus. Der 50:27 Sieg über den direkten Konkurrenten Portugal war der erhoffte Befreiungsschlag der DRV XV, den die sportliche Leitung in Zusammenarbeit mit dem DRV Premium-Partner Wild Rugby Academy in der monatelangen Vorbereitung akribisch geplant hatte und das Team bis auf Weltranglistenplatz 23 klettern ließ. Die Länderspielreise nach Brasilien sowie Testspiele gegen international renommierte Teams wie den Penguins RFC und dem franz. Erstligisten La Rochelle haben dem Team die erhoffte internationale Matchhärte beschert, die in der Hinrunde noch so schmerzlich vermisst wurde.
Spanien etabliert sich im Mittelfeld
Sollte der Klassenerhalt gelingen, kann sich der Deutsche Rugby-Verband an den Spaniern ein gutes Beispiel nehmen. Spielten die Iberer jahrelang um den Klassenerhalt, ist es den Spaniern nun gelungen sich im Tabellenmittelfeld zu etablieren und an die Erfolge vergangener Tage anzuknüpfen.
Im Jahr 1999 spielte die 15er-Nationalmannschaft bei der Rugby-Weltmeisterschaft, was gleichzeitig den größten Erfolg der Verbandsgeschichte bedeutet – blieb bei dieser WM aber sieglos. Allerdings waren es in den letzten Jahren vor allem Probleme finanzieller Art, welche die Spanier daran gehindert haben diesen positiven Trend fortzusetzen.
Damit dies nicht so bleibt haben die Spanier hinter den Kulissen kräftig gearbeitet. Mit einem aktuellen Jahresbudget von knapp 3 Millionen Euro, was deutlich über dem des Deutschen Rugby-Verbandes liegt, sind die Spanier wieder in die Erfolgsspur zurückgekehrt. Außerdem unterstützt die spanische Fußballiga „La Liga“ den spanischen Rugby-Verband (FER) mit jährlich 200.000 Euro – dieser Geldpool wird künftig auch anderen Sportarten zur Verfügung stehen, denen es finanziell nicht so gut ergeht wie den Fußballern. Mit Heineken konnte zudem ein finanzkräftiger Sponsor gewonnen werden – mit diesen Geldern soll auf dem Weg zur Rugby-WM 2019 u.a. der Aufbau eines ganzjährig spielenden Perspektivteams gelingen.
Spielerische Klasse aus Frankreich
Die guten Leistungen der spanischen 15er Nationalmannschaft hängen aber auch ganz eng mit der Personalpolitik der Spanier zusammen. Der Großteil des Kaders wird aus Spielern aus Frankreichs Topligen rekrutiert, die dank ihrer spanischen Wurzeln für Spanien spielberechtigt sind und somit jede Woche Spiele auf allerhöchstem Niveau bestreiten können. Um die Kooperation mit den französischen Klubs auch zukünftig fortzuführen und zu vertiefen, plant der spanische Verband sogar Trainingslager direkt in Frankreich, um Reisekosten zu sparen und die Spieler noch intensiver auf die Aufgaben in der Rugby-Europameisterschaft vorbereiten zu können.
Dass die Spanier, trotz der Mehrzahl der Siege gegen die DRV XV, auch für eine deutsche Nationalmannschaft zu schlagen sind, bewies die DRV XV im Jahr 2006 im Rahmen der WM-Qualifikation für die Rugby-WM 2007. In einer packenden Partie in Heidelberg gelang es den Deutschen damals Spanien mit 18:6 niederzuringen. Hoffen wir, dass das Ergebnis auch am Samstag so lautet und somit den historischen Klassenerhalt in der Division 1A sichert.