REC 2016: Teamvorstellung Russland
Wenn die deutsche 15er Nationalmannschaft am Samstag in Sotschi auf Russland trifft, werden sicherlich viele deutschen Rugbyfans wehmütig an die vergangenen zwei Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften zurückdenken. Zweimal war die DRV XV ganz nahe dran an einem Sieg, zweimal entrissen die russischen Bären diesen in den letzten Minuten.
Vor allem die bittere 20:31 Niederlage in der WM-Qualifikation im Mai 2014 wird hier präsent sein, fehlten der deutschen Rugby-Nationalmannschaft doch nur fünf Minuten, um Geschichte zu schreiben und in der WM-Qualifikation für das Turnier 2015 in England den nächsten Schritt zu gehen. Bis fünf Minuten vor Schluss führte Deutschland mit 20:17, am Ende musste sich die DRV XV vor mehr als 3000 frenetischen Zuschauern in Hamburg jedoch den russischen Bären mit 20:31 (3:10) ergeben. Doch auch für Russland sollte es nicht für die WM reichen. Zwar konnte in der nächsten Runde Zimbabwe noch bezwungen werden, doch Uruguay erwies sich dann als eine Nummer zu groß, sodass die WM-Teilnahme im Jahr 2011 die erste und bis dato einzige ist.
Nicht ganz so knapp war dann das Aufeinandertreffen wenige Monate später im Februar 2015, als die deutsche Mannschaft, ähnlich zur aktuellen Situation, nach einer deutlichen Niederlage gegen Georgien eine starke Leistungssteigerung zeigte. In den ersten 60 Minuten konnte die DRV XV noch die russischen Bären zähmen, in der Schlussphase steigerten sich die Russen dann jedoch deutlich und konnten letztendlich einen klaren 22:46 Auswärtssieg verbuchen.
Nach vier Siegen aus den ersten sechs Spielen und Tabellenplatz liest sich die Bilanz der russischen XV durchaus positiv, nachdem man mit der überraschenden 43:20 Auftaktniederlage gegen Spanien einen klassischen Fehlstart in die REC 2015/16 hingelegt hatte. Seitdem musste sich Russland nur noch den unantastbaren Georgiern geschlagen geben und nimmt nun wieder Kurs auf den anvisierten zweiten Tabellenplatz. Härtester Konkurrent wird auch in diesem Jahr Rumänien sein, weshalb ein Sieg gegen die DRV XV fest eingeplant ist.
Im Gegensatz zum Team von Nationaltrainer Kobus Potgieter, kann sich der WM-Teilnehmer von 2011 nach dem Last-Minute 22:20 Heimsieg gegen Spanien vergangenen Samstag ohne Reisestrapazen und in aller Ruhe auf das zweite Spiel der Rückrunde vorbereiten. Der Kader der Russen, der auch in diesem Aufeinandertreffen ohne die 7er Nationalspieler auskommen muss, die dieses Jahr als Core-Team an der World Rugby Sevens Series teilnehmen, besteht nahezu ausschließlich aus Profis, die in der russischen Elite-Liga ihre Brötchen verdienen.
Doch auch wenn die russischen Stürmer nicht das Format der georgischen Lelos haben, wartet auf die Stürmer der DRV XV ein äußerst physischer Gegner. Die Standardsituationen werden in dieser Partie ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg sein, doch auch die russische Hintermannschaft sollte man nicht unterschätzen. Die technisch gut ausgebildeten und flinken Spieler sind bekannt dafür das Spiel gerne weit zu öffnen und werden die Hintermannschaftsspieler auf Seiten des DRV vor die ein oder andere schwierige Aufgabe stellen. Hinzu kommt ein gutes taktisches Kickspiel, welches vor allem in der 2. Halbzeit der Hinrundenpartie die Russen die Oberhand gewinnen ließ.
Vergleichbar zum deutschen Modell mit der Teilnahme des Heidelberger Ruderklubs in der EPCR Challenge Cup Qualifikation, nahm dieses Jahr das aus zahlreichen Nationalspielern bestehende sibirische Team Enisey-STM im EPCR Challenge Cup teil, nachdem man sich im vergangen Jahr in der Qualifikation durchsetzen konnte. Obwohl alle Experten Enisey-STM kaum Chancen einräumen, gelang es den Russen gegen den französischen Klub Brive einen Heimsieg zu landen.