Trainerportrait Benjamin Danso – U19 Nationaltrainer
Wenn am kommenden Sonntag die neu formierte deutsche U19 Nationalmannschaft im EM-Auftakt auf Spanien trifft, wird mit Benjamin Danso auch ein WRA Trainer, verantwortlich für die Sturmarbeit, an der Seitenlinie stehen. Dass der 2 Meter Hüne, der sich aktuell von einer schweren Fußverletzung erholt und im Januar sein Comeback im Nationalteam feiern möchte, überhaupt zum Rugbysport fand, verdankt der gebürtige Hannoveraner einem glücklichen Zufall.
Vor seiner Rugbykarriere war Benjamin Danso ein sehr talentierter Basketballer, der es in den Nachwuchsmannschaften zu einigen beachtlichen Erfolgen geschafft hat. Neben der Vize-Niedersachenmeisterschaft in der B-Jugend mit dem TK Hannover, zählt auch ein 3. Platz bei den Deutschen Meisterschaften mit dem Niedersächsischen Basketball Verband (NBV) zu seiner Basketball-Vita. Nach diesen Erfolgen entschloss sich Danso aber seine Basketballschuhe bereits in jungen Jahren an den Nagel zu hängen.
„Auf der einen Seite hatte ich immer wiederkehrende Probleme mit der Patellasehne und meinen Sprunggelenken, auf der anderen Seite ist der Kern der Mannschaft nach dem Abitur studienbedingt weggezogen, sodass mir dann auch einfach der Spaß gefehlt hat. Mir war jedoch klar. dass ich einen neuen Sport als Ausgleich brauchte, es aber kein Hallensport mehr sein sollte und Fussball nicht in Frage kam. Witzigerweise hat mich ein guter Freund aus meinem Basketballteam letztendlich zum Rugby gebracht. Er hatte damals in der Jugend beim FC Schwalbe gespielt, was ich jedoch lange gar nicht wusste. Habe mir dann mal ein Spiel angeschaut und wurde direkt nach dem Spiel von den Trainern (Jürgen und Dieter Schmidt) angesprochen doch mal zum Training zu kommen. Und dabei blieb ich dann auch“ so Danso über seinen Weg zum Rugbysport, den er nach seinem ersten Spiel für Schwalbe 2005 danach auch nicht mehr verlassen sollte.
Die familiäre Atmosphäre und der offene Empfang als neuer Spieler ließen den Nationalspieler sich sehr schnell in einen Sport integrieren, der für Danso aufgrund der Bodenständigkeit und Ehrlichkeit, aber auch aufgrund des Teamgedankens und der Vielfältigkeit mit anderen Sportarten unvergleichbar ist. Dass Danso für den Rugbysport eine Menge Talent mitbrachte, zeichnete sich ebenfalls schnell ab. Bereits nach einem halben Jahr wechselte der 2. Reihe Stürmer, der damals auch oftmals als Durchbruchsstarke Nummer 8 auflief, zum Bundesligisten DRC Hannover, für den er 3 Jahre lang die Rugbystiefel schnürte. Sein erstes Länderspiel bestritt er gerade einmal ein Jahr nach seinem Rugbydebüt am 16.9.2006 in Bern gegen die Schweiz, welches mit 40:10 gewonnen werden konnte.
Um seine sportliche Entwicklung zu beschleunigen, wechselte Danso 2009 zum damaligen Vize-Meister Heidelberger Ruderklub – sein alter Verein in Hannover war inzwischen durch den Abgang von Spielern und Sponsoren in die 2. Liga abgestiegen. In dieser Zeit konnte der U19 Nationaltrainer mittlerweile sechs Meistertitel in Folge feiern und sich als feste Größe im Nationalteam etablieren. Dass die Sportlerkarriere endlich ist, weiß Danso wie kein Zweiter. Einige schwere Verletzungen, darunter drei Risse der Achillessehne, warfen ihn immer wieder zurück. Aus diesem Grund begann er nach dem Abschluss seines BWL Studiums an der SRH Hochschule Heidelberg als Trainer für die Wild Rugby Academy zu arbeite, um seinen Nachfolgern den Weg in die internationale Spitze zu ermöglichen. Die Ernennung zum U19 Nationaltrainer war dann nur der nächste logische Schritt.
„Mir ist es sehr wichtig als Trainer dem Rugbysport etwas zurückzugeben. Ich habe sehr viel in Heidelberg als Spieler gelernt, was anderen Spielern in ihrer Entwicklung weiterhelfen kann. Die Jugend ist praktisch unser Erbe und wir tragen die Verantwortung dafür, dass sie eines Tages auch die Chance bekommen den Adler auf der Brust zu tragen oder in der Bundesliga zu spielen. Außerdem ist es mir sehr wichtig die Werte, die den Rugbysport so einzigartig machen, an die junge Generation weiterzugeben. Als sich mir dieses Jahr die Chance bot als U19 Nationaltrainer mit meinem alten Kameraden Christopher Weselek den Nachwuchs zu betreuen, zögerte ich keine Sekunde. Ein großer Vorteil ist sicherlich, dass ich als aktueller Nationalspieler genau weiß, worauf es ankommt und mit den Gassen und Gedränge der Herren bestens vertraut bin. Um den jungen Spielern den Einstieg in die Herrenmannschaft so leicht wie möglich zu machen, haben wir uns deshalb entschlossen, ein nahezu identisches Spielsystem wie die Herrennationalmannschaft zu benutzen.“
Ob das Spielsystem in der kurzen Vorbereitung mit nur zwei Lehrgängen funktioniert, bleibt jedoch abzuwarten. Und auch auf ein konkretes Ziel, möchte sich Danso im Vorfeld der EM nicht festlegen. „In erster Linie würde mich in naher Zukunft stolz machen, dass so viele U19 Spieler wie möglich den Sprung in die DRV XV schaffen, was das primäre Ziel der U19 Nationalmannschaft ist. Natürlich habe ich als Trainer, wie als Spieler auch, den Ehrgeiz immer 100% zu geben, was ich auch von den Spielern einfordere. Wenn wir dann mit guten Leistungen die EM in Portugal bestreiten, kommen die Ergebnisse von ganz alleine“, so der U19 Nationaltrainer kurz vor dem Abflug nach Portugal.